Opels grosse Chance
Die verkannte Win-Win Situation beim
Zusammenschluss von Opel und PSA
Es ertönen viele negative Stimmen über den vermeintlich geplanten Verkauf von Opel durch den Mutterkonzern GM - für mich völlig unberechtigt. Viel zu lange hat sich Opel lediglich seitwärts bewegt, war nur Dienstleister von GM und schuftete als fremdgesteuerter Entwickler. So gingen auch viele Ressourcen in die Entwicklung von Chevrolets und Buicks, ohne dass sich dies positiv auf die Bilanz von Opel ausgewirkt hätte. Ebenso wurde den Rüsselsheimern der Zugang zu relevanten Märkten vom Mutterkonzern verweigert. Doch man hat sich in Rüsselsheim mit diesem Schicksal arrangiert und anstatt zu Klagen die beste Produktpalette erarbeitet, die Opel jemals hatte. Eine beachtliche Moral!
Opel als defizitär darzustellen entspringt daher der Rubrik Fake-News, und ich würde mir - wie auch in anderen Bereichen - viel mehr investigativen Journalismus wünschen, der zu mehr im Stande ist, als Pressemitteilungen von Konzernen und PR Agenturen zu publizieren. Die Wertschöpfung, die durch die hessischen Entwickler erreicht wird, zeichnet sich eben nicht in einer Opel-Bilanz ab.
GM hält an dieser Sichtweise fest, und ermöglicht den Beteiligten eine Win-Win Situation. Doch warum sollte GM denn nun sein Tafelsilber verhökern, wo doch die Europäer so wertvoll sind?
Im Kern dürfte es um eine Thematik gehen, die alle Automobilkonzerne im Moment bewegt bzw. lähmt. Die Mobilität der Zukunft scheint das allentscheidende Kriterium zu sein. Wer heute noch gute Autos baut, kann schon morgen bedeutungslos sein. Der Geist der Disruption geht um und bringt lähmenden Stillstand und Ratlosigkeit in die Konzerne. Mut und Vision wird vom Management verlangt, aber damit tun sich viele schwer. Stattdessen bringt man sich in Stellung und hütet sein Kapital, meist um im richtigen Moment eine Akquisition oder ein anderes strategisches Investment tätigen zu können. Kurz gesagt: Erstmal will GM das Tafelsilber verkaufen, und dann sehen, was es so auf dem Innovationsmarkt zu kaufen gibt.
PSA scheint der Schlüssel zur Schatzkammer. Beim geplatzten Opel-Verkauf im Jahr 2009 wurde heftig debattiert, ob man denn Opel technisch betrachtet aus einem komplexen Konzern heraus-operieren könnte, was wiederum auch patent- und lizenzrechtliche Fragen aufwarf. Nach einigen Jahren enger Zusammenarbeit haben Opel und PSA bewiesen, dass Sie Komponenten und Plattformen untereinander austauschen und teilen können. Der Beweis ist gelungen und die Frage von 2009 kann nun endlich beantwortet werden. PSA und Opel können miteinander, aber PSA ist auch der einzig mögliche Käufer.
Schon lange wünschen sich die Opelaner mehr Freiheit in den Entscheidungen und flexibleres Denken, einen Partner der mehr von den sensiblen Marken und Märkten in Europa versteht als GM. Einen Partner für pragmatische Innovation und kundenorientierte Produkte. Nun erhält Opel die Chance, wieder neu durchzustarten. Mit PSA als „Mutter auf Augenhöhe“ kann Opel sein wahres Potenzial weiter entfalten. Und auch für PSA eröffnet der Zusammenschluss die Möglichkeit, Kompetenzen und Marktanteile hinzuzugewinnen.
Das Denken in globalen Märkten und Produkten hat die Konzerne träge und unflexibel gemacht. Entscheidend ist es nun, sich auf kontinentale und regionale Märkte zu fokussieren. Die enormen Veränderungen, die durch Elektromobilität und Autonomes Fahren auf die Branche zukommen, werden keinesfalls global bewältigt. Die Lösung liegt in der Infrastruktur und der Gesetzgebung der Länder, und nicht zuletzt auch im Verbraucherverhalten. Regionale Märkte entscheiden radikal über den Erfolg von Mobilitätskonzepten.
Der Verkauf von Opel an PSA würde eine Win-Win-Win Situation darstellen. GM möchte sein Kapital nicht mehr in Europa gebunden sehen, sondern auf Brautschau gehen; und wer weiß, vielleicht gibt es ja auch schon einen Flirt? Die Opelaner können sich besser als je auf Ihre Stärken und den Heimatmarkt konzentrieren und dabei neue Märkte mit noch innovativeren Produkten erobern. PSA bekommt einen Premium Partner, der die deutsche Ingenieurskunst beherrscht und neben viel Wissen auch bedeutende Marktanteile mitbringt. So könnten sich PSA und Opel zu einem mächtigen aber flexiblen Autobauer formieren, der den Europäischen Markt und seine Gegebenheiten nicht nur versteht, sondern sogar mitgestalten kann.
Näher am Kunden, und näher an der Zukunft.